Haarpuder 18. Jahrhundert

Herstellung von Haarpuder

Jetzt ist die Pomade fertig, fehlt noch das Puder um Frisuren wie zum Beispiel diese nachzumachen:

 

Gemälde von François Hubert Drouais - Madame Charles Simon Favart (1757)

www.metmuseum.org
www.metmuseum.org

Kleine, eng am Kopf anliegende Locken, gepudert und eventuell mit einer kleine Haube. Das lässt sich auch mit meiner Haarlänge hinbekommen.

 

Also als erstes wieder:


Die Rezeptsuche für Haarpuder

Aus The Toilet of Flora

 

Rezept für weißes Haar Puder

 

Im Krünitz steht eine ganze Menge über Puder, dessen Herstellung und welche Ersatzstoffe es für die verwendete Weizenstärke gibt.

 

In der  Oeconomischen Encyclopädie von Dr. Johann Georg Krünitz findet man unter dem Stichwort Puder folgendes:

 

Keine Pflanze ist aber wohl so geschickt, ein Pudersurrogat zu liefern, als die Kartoffel, wenn gleich der davon bereitete Puder etwas schwer ist, und mit Weitzenpuder vermischt werden muß, wie es schon im Art.Kartoffel bemerkt worden.

 

Ich werde zuerst eine Mischung aus Weizen- und Kartoffelstärke ausprobieren.

 

Dann findet man in zahlreichen Rezepten die Verwendung von Veilchenwurzelpulver. Kein Problem, bekommt man in speziellen Drogerien und Apotheken.

 

In einigen Rezepten werden vermahlene kalzinierte Knochen verwendet. (Calciumphosphat)  Puh, ich glaube jetzt stoße ich an meine Grenzen.

Weiterhin noch gemahlener Dolomit, oder gemahlene Sepiaschale. (diese besteht größtenteils aus Calciumcarbonat, wie z.B. Kreide)

Also gut, damit kann ich leben. Sepiaschulp bekomme ich im Tierbedarfsladen.

Die Sepiaschale

Diese Schalen bestehen zu großem Teil aus Calciumcarbonat, was heute z. B. als Rieselhilfe im Salz benutzt wird. Es soll verhindern, dass die einzelnen Bestandteile des Puders verklumpen, und somit die Dosierung erschweren.

Die Sepia-Schale
Die Sepia-Schale

Im Tierbedarf habe ich zwei schöne Sepia Schulp bekommen. Da ich keine Vögel oder andere Tiere habe, die solche Schalen zur Kalziumversorgung benötigen, war ich beim Auspacken kurz entsetzt. Es stinkt. Etwas nach fauligem Seewasser, nach Fisch und leicht moderig. Und das soll in mein Puder. Nun gut. Als erstes habe ich die glänzende äußere Schale entfernt, sie sieht mir schwer zu zerpulvern aus.

Kurze Zwischennotiz, die Katzen scheinen den Geruch zu lieben.
Kurze Zwischennotiz, die Katzen scheinen den Geruch zu lieben.
Die Schale lässt sich recht leicht zerbröseln.
Die Schale lässt sich recht leicht zerbröseln.

Der Geruch wird schlimmer. Aber die Schalen lassen sich leicht mit dem Messer in kleinere Brösel zerteilen. Die äußere glänzende, harte Schale habe ich abgeschnitten oder sie ist abgesplittert.


Überall liegt jetzt schon sehr feines Puder. Im Messingmörser habe ich die einzelnen Stücke zermahlen, es geht erstaunlich leicht.

Fertiges Puder
Fertiges Puder

Das Puder ist fertig. Es ließ sich wirklich sehr schnell und einfach zermahlen. Es staubt etwas und das Pulver hängt in der Luft, ich sage mir ständig, es ist ähnlich wie Kreide. Aber der Geruch ist für mich wirklich abstoßend. So mag ich nicht riechen. Ich werde versuchen dieses Pulver schon jetzt mit etwas Öl zu aromatisieren. Dazu mische ich Alkohol mit reinem Zitronenöl und vermische es mit dem Pulver. Jetzt riecht es nur noch wie ein Cocktail mit Zitronenduft am Strand.

Das mit dem Alkohol und Zitronenöl vermischte Puder habe ich auf ein Papier zum Trocknen gestrichen. Es duftet jetzt geradezu. Ich bin gespannt, wie es  nach dem Trocknen ist.

Nach dem Trocknen

Das Sepiaschalen - Puder ist trocken, der Duft ist noch dezent vorhanden. Ich habe es vom Papier direkt noch einmal in den Mörser geschüttet und kräftig gemahlen.


Jetzt kann ich die verschiedenen Puder Zutaten vermischen.


Weizenstärke (aus dem Reformhaus) habe ich ca 2 : 1 mit Kartoffelstärke gemischt. Dazu noch das Sepiapulver und gemahlene Veilchenwurzel.

 

Links oben sind die  gemahlenen Sepiaschalen. Rechts daneben die Veilchenwurzeln, unten die vermischte Kartoffel-und Weizenstärke. Ich habe es nicht abgewogen, eher Pi mal Daumen abgemessen.

 


Dann alles zusammen in eine Schale und vermischen. Es gab überall noch kleine Klümpchen, deshalb habe ich das Puder ein paar mal erst gesiebt und dann noch einmal im Mörser zerrieben. Nach zwei, drei Durchgängen ist das Puder sehr fein.

Fein genug ist das Puder nach mehrmaligem Sieben.
Fein genug ist das Puder nach mehrmaligem Sieben.
Die Dose dafür ist auch schon da. Fehlt nur noch die Quaste.
Die Dose dafür ist auch schon da. Fehlt nur noch die Quaste.

Fazit:

Das Puder ließ sich recht einfach herstellen, die Zutaten zu bekommen ist auch nicht schwierig. Der Geruch ist aber eindeutig verbesserungswürdig, wobei das nicht einmal an der Sepiaschale liegt, sondern sogar an den Veilchenwurzeln. Die haben einen merkwürdigen Geruch, schwer zu beschreiben. Nächstes Mal werde ich eindeutig mehr Parfum benötigen.

Dafür duftet die Pomade noch immer wunderbar.


Jetzt kann es losgehen mit den Frisuren.

 

geschrieben von Inka

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Kommentare: 3
  • #1

    June (Samstag, 06 Juni 2015 23:20)

    Hallo, hast Du denn auch eine einfache Anleitung zum Haare machen? Das fällt mir immer recht schwer... :)

  • #2

    Inka (Sonntag, 07 Juni 2015 13:34)

    Nein, bislang noch nicht, das ist aber eine gute Idee, June.

  • #3

    Petra (Donnerstag, 01 Oktober 2015 10:44)

    Hallo, es gibt ein schönes Buch von
    Kendra van Cleave
    18th Century
    Hair & Wig Styling
    Tolles Buch mit Anleitungen vom Anfang, bis zum Ende des 18ten Jahrhunderts,es kostet allerdings ca. 65€.