Viele Kleidungsstücke von Frauen im 18. Jahrhundert haben Verziehrungen mit kleinen Puschelborten (ein besseres deutsches Wort ist mir bislang nicht eingefallen). Besonders häufig sind mir diese
kleinen gewebten Bänder bei Kleidern der 1750er bis 1770er über den Weg gelaufen. Im Modemuseum Residenzschloss Ludwigsburg gibt es etliche erhaltene Originale, ein Besuch dort lohnt sich auf
jeden Fall.
Im Museum gibt es sogar einen Stohhut mit dieser Art der Verzierung.
Hier ein Beispiel für eine Borte, mal ohne die kleinen Seidenpuschel, an einem Kleid
Das Gemälde ist von John Singleton Copley - Mrs. Daniel Sargent (1763).
Das Bild noch einmal im ganzen
Dieser Ärmel ist an den Kanten überall mit Fly Fringe Borten verziert. Das Kleid ist ca. von 1760 - 1769.
Betrachtet man diese Bänder genau, kann man gut erkennen, wie diese hergestellt werden müssen. Das Band wird mit wenigen Kettfäden gewebt, die Schlaufen sind mit Seidengimpe oder etwas dickerem
Seidengarn als Schussfaden eingewebt. Oft gibt es noch kleine Puschel aus geknotetem Seidengarn, im englischen findet man diese unter dem Begiff Fly Fringe.
Im Deutschen Frauenzimmer-Lexicon von Gottlieb Siegmund Corvinus von 1739 ist unter dem Stichwort Borte von verschieden Sorten die Rede, unter anderem von Püschel-Borten. Das
gefiel mir so gut, deswegen nenne ich diese kleine Dinger jetzt einfach mal so, ob tatsächlich Borten wie auf dem Bild gemeint sind, kann ich nicht sagen. Falls hier jemand weiterhelfen kann,
bitte einfach melden.
Für eine Borte mit den kleinen Seidenpuscheln müssen diese zuerst vorbereitet werden. Dazu habe ich die Seidengarn in den gewünschten Farben genommen und mehrere Fäden auf ein Knötchenschiff
aufgewickelt.
Dann heißt es, Knoten an Knoten an Knoten machen. Wenn genug fertig ist, werden die Knotenschnüre auseinandergeschnitten und die einzelnen Fäden - mit jeweils zwei Knoten - in weiteres
aufgewickeltes Seidengarn eingeknotet. Jetzt sind die kleinen Puschel fertig und können eingewebt werden.
So sehen die fertigen Puschel aus.
Man braucht natürlich ein Webgerät, hier ist z:B. mein Bändchenwebstuhl. Das Weben funktioniert aber auch mit einem Gatterkamm, oder mit einem Inkle Loom, oder sogar auf einem selbstgebastelten Webrahmen. Wichtig ist, dass die Kette ein Fach durch Heben bzw. Senken der Kettfäden bilden kann, ein Schulwebrahmen funktioniert also nicht.
Deteil vom Schiffchen beim Weben. Hier wird gerade eine Schlaufe gewebt.
geschrieben von Inka